Von der Projektidee, über deren Konzeption bis hin zur Antragsgestaltung – die Projektschmieden unterstützen Vereine bei Projektanträgen!
Was haben Tanz, Förderunterricht, Kochkurse und Bienenzucht gemeinsam? Alle Angebote werden ehrenamtlich von verschiedenen Organisationen über ganz Deutschland verteilt erbracht und dabei vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziell unterstützt.
Im Rahmen des Bundesprogramms „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden“ (BGZ) werden jährlich ca. 80 Projekte im Aufrag des Bundesministeriums des Innerns und für Heimat (BMI) finanziell gefördert, um in Städten und Kommunen ein tolerantes und wohlwollendes Miteinander zu unterstützen. Zentrales Förderziel ist es, die Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte und die interkulturelle Öffnung der Aufnahmegesellschaft zu stärken. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist sich als Träger des Programms dabei bewusst, dass eine erfolgreiche Bewerbung voraussetzungsvoll ist und manche Barrieren zu überwinden sind. Insbesondere für kleinere und weniger etablierten Organisationen ist es häufig schwierig, die bürokratischen Hürden in die Förderung zu nehmen. Um dieses Problem zu lösen, um gerade auch marginalisierte Gruppen zu erreichen und eine diverse und wirksame Projektlandschaft zu unterstützen, wurde die Projektschmiede ins Leben gerufen.
Was sind eigentlich Projektschmieden?
Mithilfe der Projektschmiede sollen Träger, die sich vor Ort in der Integrationsarbeit für das Gemeinwohl stark machen, dabei unterstützt werden, innovative Projektideen umzusetzen.
Der Bedarf nach Unterstützung bei der Konzeption einer bedarfsgerechten und wirkungsorientierten Projektidee bis hin zur Antragsstellung und finanziellen Ausstattung für das eigene Projekt ist groß. Gerade neue, wenig etablierte Vereine und andere gemeinnützige Organisationen erleben besonders die Beschaffung von Drittmitteln zur Umsetzung von Ideen als schwer überwindbare Hürde. Hier setzt das BGZ mit seinen Projektschmieden an: Die Projektschmieden unterstützen dabei, innovative Projektideen in erfolgversprechende Projektanträge zu verwandeln. In mehreren aufeinander aufbauenden Workshops begleitet die Projektschmiede die Teilnehmenden von der Projektidee, über deren Konzeption bis hin zur Antragsgestaltung.
Erste Erfolgsbilanz der Projektschmieden
Die Projektschmieden wurden ab 2021 mit unserer Begleitung pilotiert und blicken inzwischen auf tolle Erfolge: die bundesweit 10 Projektschmieden konnten im letzten Jahr die Erfolgsquote der Förderung von Projektanträgen auf 40% heben. Die Anzahl von Migrant:innenorganisationen und kleinen Vereinen im Förderprogramm hat sich bedeutend erhöht, was zu mehr Diversität in der Förderlandschaft beiträgt. Als „verlängerter Arm“ des BAMF helfen die Projektschmieden zudem, den Kontakt zu den Vereinen aufzubauen, gemeinsam von und mit diesen zu lernen und damit die Wirkung des Förderprogramms in der Gesellschaft zu vergrößern. Neben der Professionalisierung und Antragsbegleitung der Vereine können also wertvollen Ideen, Bedarfe und Herausforderungen innerhalb des geschützten Raums der Projektschmieden platziert und so an das BAMF gespiegelt werden.
Know-how-Multiplikation durch Vernetzungsveranstaltung
Teil des Konzepts der Projektschmieden ist der Austausch. Zuletzt kamen die Vereine und Organisationen, die die Projektschmieden in den letzten Monaten durchlaufen haben, am 27. und 28. Oktober 2023 im Rahmen einer von IMAP organisierten Vernetzungsveranstaltung in Nürnberg zusammen, um ihre Projekte vorzustellen und Erfolgsgeschichten und Herausforderungen zu teilen.
Den Auftakt machte eine Begrüßung der Teilnehmenden durch Dr. Oliver Steinert, Leiter der Gruppe „Grundsatzfragen der Integration“ des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). So stellte Herr Steinert fest: „Durch die Gemeinschaft und den Wissensaustausch können wir dazu beitragen, die Vereinslandschaft und die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt nachhaltig zu stärken. Denn das Vereinswesen ist das Rückgrat unserer Gesellschaft und lebt insbesondere von den vielen Impulsen derjenigen, die sich Tag für Tag unermüdlich für den Zusammenhalt vor Ort einsetzen.“
Austausch zu Best Practice Vorträgen und via Marktplatz
Anschließend konnten sich die fast 70 Teilnehmenden aus 39 Vereinen durch die Vorstellung von drei Best Practice Vereinen aus einer früheren Projektschmiede-Kohorte inspirieren lassen. Im Rahmen eines Podiumsgesprächs berichteten Inka Petersen (Arbeitskreis für historischen Schiffsbau in Ostfriesland e.V.), Aman Anosh (Eine-Welt-Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Ivana Pezlarova (Ausländerrat Dresden e.V.) von der Ausgestaltung ihrer Projektidee in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen innerhalb der Projektschmiede, dem Warten auf den Bewilligungsbescheid und den Herausforderungen zu Beginn der Projektarbeit nach Erhalt des positiven Bescheids…
Die Umsetzung eines offenen Marktplatzes bot den teilnehmenden Vereinen zudem die Chance, mit anderen interessierten Vereinen ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Dazu stellten die Teilnehmenden ihre Vereine auf jeweils einer Stellwand vor und konnten sich frei zu anderen Stellwänden bewegen, gegenseitig Interesse bekunden und Kontaktdaten austauschen.
Workshops: von Drittmittelakquise über Vereinszusammenarbeit bis zu Engagement im Wandel
Am zweiten Tag konnten sich die Teilnehmenden in zwei von vier möglichen spannenden Workshops einbringen – thematisch andockend an momentane Herausforderungen in der Projekt- und Integrationslandschaft:
Im Workshop zu Drittmittelakquise von Christian van den Kerckhoff (BIM e.V. – Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen) nahmen die Teilnehmenden das Problem vieler Vereine, die richtigen Mittelgeber und Ausschreibungen zu finden, in den Fokus. Woher wissen die Vereine, welche Mittelgeber es gibt? Welche Ausschreibungen passen zum jeweiligen Verein und Vorhaben? Wo lassen sich Mittelgeber und Ausschreibungen finden? Dabei zeigte van den Kerckhoff den Teilnehmenden, wie diese gezielt externe Mittel für das eigene Vorhaben erschließen und Ausschreibungen richtig analysieren können.
Lisa Dürer (von der Akademie für Ehrenamtlichkeit im fjs e.V.) führte die Teilnehmenden in die Engagementlandschaft ein. Unter der Prämisse, dass diese sich ebenso wie unsere Gesellschaft im stetigen Wandel befindet, gab sie unter anderem Tipps, wie Vereine identifizieren können, ob ihre Angebote zu den Erwartungen von Freiwilligen an ein Engagement passen und wie Engagierte gut begleitet werden können.
Des Weiteren vermittelte Sami Atris (vom DICO – Deutsches Institut für Community Organizing) im Workshop zum Thema „Zusammenarbeit von Vereinen“ Methoden des Community Organizing für eine systematische Vernetzungs- und Zusammenarbeit. Um die Netzwerkarbeit greifbar zu machen – denn zu wem baut man gerade bei wenig Zeit und Ressourcen Beziehungen auf? Und wie entstehen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und langfristige institutionelle Kooperationen mit anderen Vereinen? – wurde diese teils praktisch erprobt und deren Einbindung in den eigenen Organisationsalltag besprochen.
Last but not least, stellte sich auch das BAMF im Rahmen eines „All you can ask” den Fragen der teilnehmenden Vereine.
Bereichernde Best Practices, Wissenserwerb durch Workshops & vernetzte Vereine
Die Vernetzungsveranstaltung der Projektschmiede zeigt, wie wichtig Zeit für die Vernetzung von Vereinen ist; Akteur:innen, die die gleichen Herausforderungen auf dem Weg von Projektantrag zu -förderung und -umsetzung begegnen, können viel voneinander lernen. Die teilnehmenden Vereine haben neues (Fach-)Wissen erlangt, den Austausch mit anderen Vereinen für sich nutzen und Inspiration für die eigene Umsetzung und Weiterentwicklung der Projektschmiede sammeln können.